Cluster 11

1. Entwurfsprinzip Arbeitslandschaft

 

Die Arbeitsräume des Cluster 11 unterscheiden sich durch zwei wesentliche Merkmale von konventionellen Verwaltungsgebäuden. Zum einen ist da die unheimliche Wachstumsdynamik, dier Nutzer hat aktuell knapp 150 Mitarbeiter, wir planen im ersten Ausbauschritt 350 Arbeitsplätze und im zweiten 300 Arbeitsplätze. Die strukturellen Herausforderungen, die aus einer solchen Dynamik resultieren sind enorm und verlangen ein Höchstmaß an Flexibilität bei gleichzeitigem Wunsch nach Spezifität und Identifikationsfähigkeit. Lösen wollen wir diese strukturelle Herausforderung durch das Prinzip des „Cluboffice“. Diese Konzeption geht davon aus, dass es nur wenige feste Arbeitsplätze gibt, sondern bietet atmosphärisch und räumlich unterschiedliche Zonen an, die sich die Mitarbeiter dann aneignen können. Diese Konzeption ermöglicht außerdem auch die leichte Integration von MitarbeiterInnen im Homeoffice oder an anderen Standorten. Das „Büro“ wird als Ort der Kommunikation und der Anregung verstanden, nicht als Ansammlung von Arbeitsplätzen.

Wir sind uns sicher, dass dieses Selbstverständnis und diese Arbeitsweise hervorragend in die ebenfalls auf Kollaboration, Kommunikation und Crossover-Synergien ausgelegte Konzeption des Schlachthofs bzw. CANVAS 22 passen.

 

 

2. Entwurfsprinzip Nachhaltigkeit

 

Das zweite prägende Entwurfsprinzip ist das der ökologischen, gestalterischen und ökonomischen Nachhaltigkeit. Wir verstehen das Gebäude an dieser Stelle und in diesem Setting als zukunftsorientiertes Beispiel für weitere Bebauungen. Unsere Nachhaltigkeitskonzeption umfasst unterschiedliche Themenfelder:

 

2.1 Energie_Wir schlagen einen sehr kompakten Baukörper mit einem energetisch günstigen Volumen-Oberflächen-Verhältnis vor, mit dem wir den Standard KfW 40 EE erreichen wollen. Unsere Maßnahmen dazu beinhalten entsprechende konstruktive Elemente (bspw. Dämmung), entsprechende Haustechnik, Energieversorgung über Fernwärme, Photovoltaikelemente auf der Dachfläche und ein ausgeglichenes Verhältnis von offenen zu geschlossenen Fassadenflächen vor.

 

2.2 Konstruktion_Wir schlagen eine Holzhybridkonstruktion vor, um die CO²-Emissionen bei der Produktion möglichst gering zu halten. Die eingesetzten Werkstoffe sollen möglichst recycelt und recyclingfähig sein und möglichst sortenrein verbaut werden. Die Fassaden sollen großflächig intensiv begrünt werden.

 

2.3 Materialität_Der Charakter des Innenraums wird geprägt von der Holzdecke und den sichtbaren Betonoberflächen der Kerne bzw. der vertikalen Stützen. Weiteres markantes Element sind die Öffnungsmodule, die dem Gebäude auch langfristig eine sehr hohe Flexibiltät geben und damit auch ein wesentlicher Baustein im Nachhaltigkeitskonzept sind. Die Module variieren von geschlossen über halboffen bis offen und sind kausal aus den Anforderungen Besonnung, Belichtung, Ausblick und Außenwirkung abgeleitet (siehe Plan 2).

Die Außenfassade wird aus recycelten und sortenrein verbauten Aluminium beste- hen. Um die Matereialeigenschaften des Aluminiums sichtbar zu machen wird es im Profil unregelmässig gekanten bzw. geschwungen. Dadurch entsteht ein Wech- selspiel aus harten und weichen Schatten- und Reflexionsverläufen.

Letztes sehr markantes Element sind die sehr dicht und intensiv bepflanzten verti- kalen Grünflächen. Sie bilden in ihrer rauen und entropisch anmutenden Pflanz- struktur einen Kontrast zum den feinen und eleganten Metalloberflächen.

 

2.4 Ökonomie_Unser Ziel ist es explizit auch, ein ökonomisch nachhaltiges Gebäude zu entwickeln. Wenn es gelingt, ein auch in wirtschaftlicher Hinsicht nachhaltiges Gebäude zu schaffen, könnte dies im Idealfall eine Signalwirkung entfalten und weitere ambitionierte lokale und regionale Projekte nach sich ziehen. Die ökonomische Nachhaltigkeit wollen wir über strukturelle Flexibilität, lange Haltbarkeit, leichte Nachnutzbarkeit, geringe Unterhaltungskosten und Werterhalt durch qualitative Gestaltung sicherstellen.

 

2.5 Regionalität_Um auch im Bereich der grauen Energien den gesetzten Ansprüchen gerecht zu werden, ist uns die Arbeit mit lokalen Handwerkern, die lokale Produkte einsetzen wichtig.

 

 

3. Entwurfsprinzip Baukultur

 

Die Architektursprache des Gebäudes ist in Form und Materialität zunächst relativ zurückhaltend und unspektakulär. Das Wesen des Gebäudes und das Narrativ, dass es hoffentlich lange prägen wird ist das oben beschriebene Prinzip des Nachhaltigen Bauens. Unsere Ambition ist es, dem nachhaltigen Bauen eine architektonische Ästhetik zu verleihen. Die Form folgt Kreislauf, um die Idee des „Green Bauhaus“ der EU-Kommission auf den Punkt zu bringen. Wir sind uns vollständig bewusst, dass wir damit sehr ambitionierte und idealistische Zielsetzungen für dieses Projekt setzen. Es ist uns auch absolut klar, dass vermutlich nicht alle diese Ambitionen und Maßnahmen vollständig und konsequent umgesetzt werden können und sich bei den einzelnen Punkten auch schwierige Zielkonflikte ergeben und pragmatisch Abwägungen getroffen werden müssen. Wir sind uns aber auch sehr sicher, hier einen wesentlichen Baustein nicht nur für das neue Schlachthofquartier, sondern auch für die Baukultur in der Ortenau setzen zu können.