Wie sehen Arbeitsräume im digitalen Zeitalter aus? Die klassischen Büroarbeitsplätze werden durch die Digitalisierung bereits jetzt spürbar verändert. Die Entkopplung von Ort und Person durch veränderte Kommunikations- und Arbeitsweisen hat natürlich große Auswirkungen auf die Frage nach der zeitgemäßen Architektur. Kann denn die Architektur der Arbeitsorte im digitalen Zeitalter denn überhaupt noch identitätsstiftend sein?
Mit dieser Grundsatzfrage haben wir uns intensiv am Standort Offenburg auseinandergesetzt. Für eine sehr innovative und digital arbeitende Unternehmensgruppe erweitern wir aktuell den Standort. Dieser ist geprägt vom Kesselhaus, einem beeindruckenden Eisenbahngebäude aus der Zeit der Industrialisierung. Das Gebäude wurde 2008 sehr sensibel umgebaut und 2012 erweitert. Wir durften uns in einer Direktbeauftragung mit der Erweiterung des Ensembles auseinandersetzen die im Dezember 2018 fertig gestellt wird.
Wir glauben dass die globale und digitale Lebensweise, der auch die Unternehmen im Kesselhaus folgen, einen analogen Anker braucht, der eine Aneignung der räumlichen Identität ermöglicht. Unser konzeptionelles Ziel ist daher nicht nur eine städtebaulich und architektonisch angemessene Erweiterung der Büroräume, sondern einen Hybrid zu entwickeln, der einerseits einen Umgang mit der sehr prägnanten historischen Architektur findet ohne mit dieser in Konkurrenz zu treten, andererseits aber auch in die digitale Zukunft verweist. Dieses Grundnarrativ prägt das Gebäude an vielen Stellen.
Ein besonders auffälliges Beispiel sind die Fassadenreliefs. In der Entstehungszeit des Kesselhauses wurden Reliefs gerne zur glorifizierten Darstellung von handwerklichen Tätigkeiten genutzt. Wir denken diese sehr markante Elemente in die Gegenwart und Zukunft. Die digitale und internetbasierte Arbeit im Kesselhaus ist geprägt von Icons, die global einen hohen Wiedererkennungswert haben und als universell verständliche Sprache genutzt werden. Wir geben diesen Icons, die nur digital existent sind, eine physische Gestalt in Form der Reliefs. Diese Reliefs werden digital konzipiert, parametrisch aufgebaut und über eine digital gesteuerte Fräsung dann in eine dauerhaft existente Form gebracht.
Dieser Prozess, das oszillieren zwischen digitalen Welten und historischen Ausgangspunkten, prägt den Entwurf maßgeblich. Wir geben mit diesem Grundnarrativ der Architektur des neuen Kesselhauses nicht nur eine Form, sondern eine Bedeutung.