vernetzter urbaner Bildungscampus

Wir waren eingeladen, uns im Rahmen eines städtebaulichen Wettbewerbs Gedanken zur Zukunft des Schulcampus Müllheim zu machen. Keine einfache Aufgabe, hat sich doch das Selbstverständnis von Wissen und Bildung in unserer hochkomplexen, diversifizierten und digitalisierten Gesellschaft stark verändert. Wie können wir dieser unglaublichen Dynamik im Bereich Bildung und Wissen denn überhaupt räumlich begegnen? Sind klassische räumliche Strukturen nicht grundsätzlich viel zu unflexibel? Braucht Bildung denn überhaupt noch Orte und Institutionen?

Ich denke ganz klar ja, bin aber auch zu dem Schluss gelangt, dass die klassischen räumlichen Konzepte alleine nicht ausreichen. Daher schlugen wir in unserem Beitrag einen Campus vor, der aus zwei Systemen besteht:

System eins umfasst die instutionalisierte Bildung. Sie gibt in Form von Schulen Halt, Identifikation und bietet Strukturen und Methodiken an. Ein resilientes Raumgerüst aus einfachen Baukörpern, die dem Raum Struktur geben.

Das zweite System besteht aus offenen und aneigenbaren Themenclustern, die superflexibel und entwicklungsoffen sind. Auf einem einfachen Grundraster basierend können sie unterschiedlichste räumliche Ausprägungen annehmen. Mal sind sie Zirkuszelt, mal Containerlandschaft, mal Baumhaus oder einfach nur ein Platz oder eine Überdachung. Dieses System ist in funktionalen Loops mit der Stadt, der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft verbunden. Es fördert das erkundende und fachübergreifende Selbstlernen und erzeugt Kollektivwissen und Schwarmintelligenz.

 

Auf dieser Basis überlagern wir zwei Systeme synergetisch. Dadurch ist der Schulcampus in der Lage dauerhaft Struktur, Halt und Anleitung zu bieten, kann aber andererseits auch sehr dynamisch auf Entwicklungen reagieren und sich adaptiv mit seiner funktionalen, sozialen und räumlichen Umgebung vernetzen.

Ich verstehe unsere Idee für den Schulcampus Müllheim nicht nur als spezifische Lösung für eine sehr komplizierte städtebauliche Frage, sondern auch als konzeptuellen Debattenbeitrag zum Umgang mit städtebaulichen Fragestellungen in der digitalen Ära.