Das Exerzitienhaus des Klosters der Franziskanerinnen vom göttlichen Herzen Jesu wird ist Teil einer sehr umfassenden Transformation des gesamten Klosterareals. Aufgrund seiner Lage und der geplanten Nutzungsdichte kommt dem Gebäude aus städtebaulicher, architektonischer und konzeptueller Perspektive eine besondere Bedeutung zu. Städtebaulich bildet es einerseits das Eingangstor zur Klosteranlage und ist andererseits Teil des Stadteingangs Leutkirchstraße nach Gengenbach. Architektonisch vereint das Gebäude die unterschiedlichen Nutzungen Bistro, Verkaufsräume, Kerzenwerkstatt, museale Ausstellungsräume und ein Gästehaus/Hotel. Konzeptuell steht vor allem der neue Anbau für die Öffnung des Klosterareals und das Angebot zur Teilhabe der Stadtgesellschaft.
Dieser Anbau ist aufgrund seiner herausragenden Bedeutung sehr präzise und formuliert und in seinen konstituierenden Einzelelementen das Schlüsselelement des Exerzitienhauses und des zukünftigen Klosterquartiers. Die Glasfassade, die durch tiefe vertikale Lamellen gezielt verschattet wird, öffnet sich gleich einem Vorhang von unten nach oben. Unten, im Bereich der Verkaufsräume und des Bistros ist die Struktur maximal geöffnet. Nach oben über die Museumsebene bis in die Lounge des Gästehauses schließt sich die Fassade und gewährt die für die Nutzung notwendige Intimität. Der bisher topografisch bedingt schwierige Zugang findet zukünftig über einen großzügigen vertieften Tiefhof statt. Durch diese Maßnahme wird das bisher abgeschnittene Untergeschoss zum erweiterten öffentlichen Raum.
Im inneren verbindet ein Luftraum mit angrenzenden Galerieebenen die einzelnen Nutzungen und macht das zukünftig sehr heterogen genutzte Gebäude auf einen Blick verständlich. Zentrales Element ist hier die gewandelte Treppe, die als Skulptur und Erschließungselement eine besondere gestalterische Rolle spielt. Über sie werden das Bistro und die Eingangsebenen der Ausstellungsfläche und des Gästehauses verbunden. Über diese Galerien werden dann die Nutzungen im Bestandsbaukörper erschlossen. Sowohl die Verkaufsnutzung im Untergeschoss, die Gästezimmer in den Obergeschossen wie vor allem die Ausstellung im 1. Obergeschoss erfahren so einen angemessenen Auftakt. Diese Nutzungsbereiche sind im bestehenden Exerzitienhaus untergebracht und sehr präzise und mit wenig substanzieller architektonischer Veränderung in den Bestand entworfen.
Sowohl die sensiblen Veränderungen im Bestand wie auch der neue Anbau unterstützen die Wirkung des imposanten bestehenden Gebäudes und fügen eine neue Bedeutungsebene zu der historisch gewachsenen Struktur hinzu. Nach außen aber, erhält die Klosteranlage ein spannendes und zukunftsorientiertes Gesicht und die Stadt Gengenbach an dieser Stelle einen attraktiven neuen Auftakt in der Leutkirchstraße.